34 Jahre lang war er evangelischer Pfarrer der Lutherkirche in der Kölner Südstadt, heute macht er sich mit Hilfe des Vereins Hans sucht das Glück auf, um anderen Menschen zu helfen. Hat er immer schon getan. Und ob es klappt, dass er mit diesen Plänen eines Tages auch noch Oberbürgermeister von Köln wird – wir werden sehen.

Scheinbar Unmögliches möglich machen

Sollte es klappen, bin ich ganz sicher, dass er genau das tun wird, was er immer getan hat. Und wenn es nicht klappt, natürlich auch: Hinsehen, wo andere es nicht tun, laut werden, wo andre verschämt schweigen, Dinge anstoßen, die auf den ersten Blick (fast) unmöglich aussehen. Ein erfolgreiches Orchester mit  obdachlosen Menschen und anderen Musikern? Geht. Und gibt – was noch viel wichtiger ist – Obdachlosen zumindest einen Teil ihrer Würde zurück. Genauso wie die Tatsache, dass sie in der Südstadt gut und regelmäßig essen gehen können – gemeinsam mit nicht Obdachlosen. Für seine Flüchtlingsarbeit reist der Pfarrer, der heute in „Ruhestandsverweigerung“ ist, bis in die schrecklichsten Flüchtlingslager, kauft mit Hilfe von Spenden Menschen frei, denen Folter und/oder der Verkauf der eigenen Organe droht. Arme Kinder im reichen Deutschland hat er immer schon unterstützt – mit seiner riesigen, jährlichen Weihnachtsgeschenkaktion beispielsweise.

Das ist noch lang nicht alles, es ist kaum alles aufzuzählen …. Der Mann meint es schlicht erst mit der christlichen Nächstenliebe. Versteht sich das nicht von selbst? Nicht unbedingt. Nicht mit so riesigen Netzwerken auf allen Ebenen. Nicht mit einer fast völligen Ignoranz Vorschriften gegenüber, die ihm sofort nichts mehr gelten, wenn sie einer möglichen Hilfe im Weg stehen – ganz egal, was das für ihn selbst an Konsequenzen bedeutet.

Was er tut, macht Sinn. Sehr viel Sinn sogar.

Hans Mörtter im Porträt

Quelle: https://www.hans-sucht-das-glueck.de/

Die Welt braucht eigensinnige Menschen!

Ja, Hans Mörtter ist ein Mann, der höchst eigensinnig ist – und zwar im Dienst von anderen. Auch das gibt es. Denn eigensinnig zu sein bedeutet keineswegs, egoistisch zu sein. Ganz im Gegenteil: Menschen, die eigensinnig sind, haben immer auch eine Haltung. Hans Mörtter ist so ein Mensch. Darum unterhalte ich mich in Gelebter Eigensinn lange mit ihm.

Aber auch mit Michael Braungart, dem Mann, der das cradle-to-cradle-Prinzip in die Welt bringt: „Wir müssen keinen Abfall produzieren“, sagt er. Was für eine verwegen-simple Idee! Oder Sandra Uschtrin, die eigensinnig Autorinnen und Autoren mit einem Netzwerk unterstützt, das seinesgleichen sucht.

Das alles sind Menschen, die ihren Eigensinn zugunsten anderer einsetzen.

Vielfalt, Individualität …

In Gelebter Eigensinn geht es aber auch viel um Kunst, um individuelle Lebenswege, um Mut und das Älterwerden, Grenzen und Grenzüberschreitungen. Und um die Heilkraft, die der Eigensinn auch haben kann. Er macht Hoffnung. Auf gelebte Vielfalt, auf Individualität.

Die Welt braucht eigensinnige Menschen! Da bin ich ganz sicher …

Angst ist ein Macht-Instrument

Sie können sogar neue Maßstäbe setzen, Vorbildfunktion inklusive. Kleiner Ausschnitt aus der Passage in meinem Buch über Hans Mörtter: Wieder und wieder präzisiert er, was es ihm bedeutet, alle Menschen zu achten. Dass er manchmal Standpunkte einfach stehen lassen müsse. Und bezieht das sogar auf die Morddrohungen, die es schon mehr als einmal gegen ihn gegeben hat: Das kann ich dann eben nicht ändern, sagt er, betont aber auch, dass es solche Menschen niemals geschafft hätten, ihm Angst zu machen.

Wie er es schaffte, selbst bei Morddrohungen keine Angst zu entwickeln, ist für ihn leicht erklärbar: Angst ist für ihn ein Instrument der Macht. Und Macht will und wird er nicht zulassen. Er schafft es sogar, das auf sein ganzes Leben zu beziehen. Denn selbst vor dem Tod hat er keine Angst, der hat keine Macht über ihn.

Nur eigensinnig für andere?

Das da oben war nur ein klitzekleiner Ausschnitt aus meinem Gespräch mit Hans Mörtter … Spannend wurde es auch, als ich ihn fragte, ob er denn auch für sich selbst eigensinnig sein könne. Da stockte er zum ersten Mal während unseres sehr langen Gesprächs … Und antwortete dann doch.

Wer weiterlesen möchte: Das Buch gibt es im Shop der Autorenwelt hier. Aber auch überall sonst, wo es Bücher gibt.