Henning Mankell und der von ihm erfundene Kurt Wallander sind ja in den Augen vieler Leser:innen fast schon eins. Würde vollauf genügen. Doch der 2015 gestorbene Schriftsteller, Theater-Leiter und -Regisseur hatte noch sehr viel mehr zu bieten. Zum einen wären da seine – durchaus schon die Melancholie thematisierenden – Jugendbücher. Zum anderen hat der Schwede fast sein halbes Leben phasenweise immer wieder in in Mosambique gelebt. Dort übernahm er 1996 die Leitung des Theaters Teatro Avenida von Maputo. Für dieses Theater verfasste er Stücke, in denen er spätestens jetzt endlich auch als der politisch engagierte Mensch sichtbar wurde – der er ganz sicher war. Als Mankell erfuhr, dass er Krebs hatte, machte er sich daran, seine erste Autobiographie zu schreiben. „Treibsand“ heißt sie. Untertitel: „Was es heißt, ein Mensch zu sein.“ Wer das Buch aufschlägt, den erwartet eine fast schon atemlose Lektüre. Die Themen mäandern durch so gut wie alle Bereiche, denen sich ein krebskranker Mensch im Vor-, Rück- und Blick auf seine Gegenwart unterziehen mag. Wenn er eigensinnig ist. In meinen Augen war Mankell das ganz ohne Frage. Darum zitiere ich ihn auch in Band zwei meiner Trilogie des Eigensinns. Und bin sehr glücklich, dass ich ihn kurz vor seinem Tod noch von ganz anderen Seiten entdecken durfte, als ich ihn bisher zu kennen glaubte.
In meinem ganz persönlichen Blog, dem Unruhewerk („älter werden und sichtbar bleiben“), habe ich eine – durch und durch subjektive – Rezension zu „Treibsand“ geschrieben. Wer nachlesen möchte – gern hier.