Wer einmal den Eigensinn in den Blick genommen hat, dem begegnen noch lange Zeit an allen Ecken und Enden eigensinnige Menschen … Geht mir jedenfalls so. Extrem oft sogar. Glauben Sie nicht? Hier mal ein paar Namen: Martin Margiela – der belgische Modemacher, der nie sein Gesicht öffentlich machen wollte und trotzdem sehr erfolgreich wurde, neben seiner eigenen Firma etwa auch für Chanel und andere gearbeitet hat … Irgendwann sagte er: „Jetzt habe ich genug von der Mode!“ Und wurde Bildender Künstler. Ist er – so weit ich weiß – heute noch. Bei Mode fällt mir sowieso immer ganz schnell Vivienne Westwood ein … Ich habe ihre Biografie gelesen. Und weiß: Ja. sie ist ganz sicher eigensinnig.

So um die Weihnachtszeit rum fällt mir regelmäßig noch ein anderer eigensinniger Mensch ein: Ein evangelischer Pfarrer in der Kölner Südstadt, der seit Ewigkeiten ein modernes, sehr ungewöhnlich rot-aufregendes Bild mitten im Altarraum hängen hat, gern Gottesdienste gemeinsam mit „ganz normalen“ Gemeindemitgliedern organisiert und hält, auch mal Aktionen mit PoetrySlam und anderen Lesungen im Kirchengarten, den Kirchturm für regelmäßig ungewöhnliche Ausstellungen Moderner Kunst nutzt. Und sich ständig „einmischt“ in alles, was in seinem „Veedel“ passiert – sehr entschiedene Boykottmaßnahmen gegen ein Waffengeschäft etwa. Oder regelmäßig sehr persönliche, direkte Weihnachtsgeschenk-Aktionen für Kinder. Getragen von bürgerschaftlichem Engagement, unterstützt die Gemeinde sehr aktiv auch mindestens ein Flüchtlingsprojekt. Noch viel umfassender aber ist der Einsatz für obdachlose Menschen: Dieser Pfarrer ist Mitbegründer eines – sehr professionell musizierenden – Orchesters, deren Mitglieder größtenteils obdachlos sind oder waren. Und möchte schon lang ein richtig komfortables Siebensternehotel für Obdachlose realisieren … Der Mann ist sich seiner Verantwortung immer bewusst. Aber er handelt an sehr vielen Stellen weitab von dem, was „man“ so macht, was von Pfarrer:innen erwartet wird und hat nie Angst davor, sich mit seinen „Oberen“ anzulegen (was öfter mal geschieht …) Für mich ist das Eigensinn im allerbesten Sinn.

Und in gewisser Weise sind diese – nur! – drei genannten Menschen für mich Vorbilder, besser gesagt: Ich liebe das Wissen, dass es sie gibt, dass sie tun, was sie tun. Das macht mich glücklich. Und Sie so? Welche eigensinnigen Menschen fallen Ihnen ein? Was löst der Gedanke an sie bei Ihnen aus?

Ich jedenfalls bin ich sicher: Es gibt so viel mehr eigensinnige Menschen, als ich je vermutet habe. Bevor ich meinen Blick auf den Eigensinn richtete, war mir wirklich gar nicht bewusst, was das alles bei mir auslösen kann: Freude, gute Gedanken, das glückliche Gefühl: Wir dürfen sein, wie wir sind! Vielleicht auch schreibend, auf einer eigensinnig-alten Schreibmaschine?! Nur so eine Idee …

In diesem Sinn: Von Herzen fröhliche, eigensinnige Tage – und ein neues Jahr, das uns alle mehr zu uns selbst führt … Dorthin, wo die Dinge Sinn machen – und wir nur dem folgen, was uns richtig scheint.

 

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