Für mich ist das Allerschönste am Eigensinn, dass er uns unabhängig macht. Wir müssen keiner Gebrauchsanweisung folgen wie: „Du willst ein Buch schreiben? Dann MUSST du diese 7 Stadien durchlaufen!“ Wir werden keinen falschen Versprechen auf den Leim gehen, etwa: „Der garantiert nächste Bestseller schreibt sich mit diesem Trick in 7 Stunden ganz von allein!“

Mal ganz abgesehen davon, dass solche Megaphon-Botschaften die Intelligenz der allermeisten Menschen beleidigt, nehmen sie uns viel mehr als sie uns geben können. Darum erst mal ein kleiner Blick darauf,

Was Eigensinn uns zu bieten hat

  1. Wie gesagt: Er macht uns unabhängig. Von allem und jedem. Wir müssen gar nichts. Aber wir sollten auf die wichtigste Stimme hören, die jeder und jede von uns hat. Sie ist unser Eigensinn.
  2. Eigensinn bedeutet: Es ist gnadenlos individuell. Der Weg, den wir wählen, die Stimme, mit der wir sprechen oder schreiben. Denn es gibt so viele Wege des Eigensinns wie es Individuen auf dieser Welt gibt. Im Umkehrschluss: Es gibt keinen anderen Kompass, der uns so viel Raum für unsere Individualität bieten kann wie der Eigensinn.
  3. Dabei ist Eigensinn – in meiner Definition – niemals egoistisch. Denn er hilft uns, uns untereinander besser zu verstehen. Wir können ihn problemlos in den Dienst von anderen Menschen, von Ideen oder (neuen) Perspektiven stellen. Dafür ist natürlich eine Grundbedingung, dass wir uns gegenseitig davon erzählen.
  4. Eigensinn bedeutet auch: Ich bin und bleibe Herr*in über all meine Entscheidungen. Es ist nicht gesagt, dass ich ein Buch schreiben muss. Vielleicht finde ich ganz andere Wege, die Lebendigkeit, die Kreativität freizusetzen, die fast immer aus dem Eigensinn entsteht. Ich bin auch Herr*in über meine Zeit: Was ich wann tue, entscheide ich allein. Das ist der wichtigste Grund, aus dem ich – wenn es am Ende ein Buch werden soll – so für Selfpublishing plädiere: Da lege ich alle Termine ganz allein fest.
  5. Der Weg des Eigensinns kann uns überallhin führen. Die einzige Frage, wie wir uns immer wieder stellen sollten, ist und bleibt: „Was macht für mich Sinn? Für mich ganz allein.“ Das bedeutet: Wir können diesen Weg nutzen, um ein eigenes Buch zu publizieren. Wir können ihn aber auch einfach als Weg zu uns selbst sehen. Zu unseren Werten, unserem Sinn, unseren Anliegen, unserer Haltung. Genau aus diesem Grund bin ich Buchhebamme UND Coach.

Und wie findet uns unser Buchthema jetzt?!

Das Wichtigste zuerst: Wir müssen bereit sein, uns finden zu lassen. Als ich begonnen habe, meine Trilogie des Eigensinns zu schreiben, war mir noch gar nicht klar, dass diese Haltung („mein Thema muss mich finden“) ziemlich exakt die klassischen Stationen von Kreativität abbildet. Dass Eigensinn und Kreativität enge Verwandte sein könnten, ahnte ich zwar. Aber ich wusste nicht, wie sich das äußert, wie beides zusammenhängt. Darum noch mal ein Seitenblick:

Wie funktioniert Kreativität?

Es gibt klassische Stationen der Kreativität … Natürlich sind auch die absolut individuell. Aber als Anhaltspunkte haben diese Stationen durchaus etwas für sich. Ganz wichtig: Das sind keine voneinander getrennten Stationen, sie greifen immer – inhaltlich und zeitlich – ineinander, bilden manchmal ein ständiges Vor und Zurück.  In Mein Kompass ist der Eigensinn habe ich sie auch beschrieben, hier ein Auszug:

Die Vorbereitung

Ich lasse mich treiben. Ich fühle, spüre, rieche, schmecke … probiere aus, höre in mich hinein, meditiere wahlweise, tanze, gehe wandern, zur Not auch Bungee-Springen. Oder sammle Fakten, wahlweise Pilze oder Beeren. Es geht darum, mein Interesse, meine Neugier, meine Fragen, mein Thema einzukreisen. Und zwar am besten gleichzeitig bewusst und unbewusst. Denn: Noch ist gar nichts klar, nichts steht fest … Wie ein Hund schnüffele ich unter Umständen vielen verschiedenen Spuren nach: Was davon ist mein eigener Sinn?

Die Reifungsphase

Jetzt haben Sie vielleicht eine Idee, die Spur eines Geruchs in der Nase, ein kribbelndes Gefühl im Bauch, Gedanken schwirren Ihnen durch den Kopf … ungeordnet, unsortiert, alles andere als linear. Und das ist gut so. Lassen Sie es reifen, versuchen Sie, all das – möglichst ohne Waage, Zirkel oder andere „vernünftige Instrumente“ – für sich zu fassen. Besser nicht mit dem Verstand, sondern mit Gefühl. Und mit möglichst viel Zeit. Im Idealfall rüttelt und ruckelt sich das alles von selbst zurecht.

Es macht „klick“

Wenn die Zeit der „Reifung“ vorbei ist, merken Sie es. Das kann die unmöglichsten Formen annehmen, zu absolut unerwarteten Zeitpunkten geschehen – auf der Toilette, unter der Dusche, beim Autofahren … Sie spüren einfach: DAS IST ES! Plötzlich ist das fehlende Puzzleteil am richtigen Platz, auf einmal fühlen Sie sich besser/ganz/richtig. Manchmal geht das über den Kopf, manchmal über den Bauch – es kann eine plötzliche Erkenntnis sein, ein in einem ganz anderen Zusammenhang aufgeschnappter Satz, eine Erinnerung, eine emotionale Spur, ein Geruch, ein Gefühl … völlig egal, Sie wissen einfach: Das ist es!

Ein bisschen bewerten sollte ich das Ganze dann doch …

Jetzt dürfen Sie auch den Verstand wieder mit voller Kraft einschalten … Der „Blitz“ hat eingeschlagen, nun gilt es, das Signal auszubreiten … Erst mal nachsehen, was sich da in Bauch, Kopf, Gefühl, vielleicht schon als Kribbeln in den Fingern („Ich will endlich loslegen!“) ausgebildet hat. Manches entpuppt sich am Ende als einfach unmöglich, zu groß, nicht machbar, als Superwomen-/Superman-Idee … Aber gerade jetzt kann es auch geschehen, dass ich anfange zu zweifeln: an mir, meinen Fähigkeiten, dem Wert der Idee. Etwa: Haben das nicht schon tausend andere Menschen vor mir gemacht – und dann noch viel besser, als ich es je könnte? Werde ich es durchhalten?  Auch die Frage „Was werden die anderen/meine Freunde/Kollegen/Familie dazu sagen?!“ hat hier ihren Platz. Außerdem könnte genau das der Punkt sein, an dem Sie jemanden brauchen, der Ihnen hilft … als Coach oder Buchhebamme.

Wo ist es denn jetzt, mein Buchthema?

Wie gesagt: Diese Stationen sind ein ständiges Vor und Zurück … Aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Dieser Moment, in dem es „Klick“ macht, der ist es. ich habe mich sozusagen vorher auf „Empfang“ gestellt. Das ist wichtig, denn nur dann kann ich den „Klick“ auch hören. Andere Autoren sprechen von dem Blitz, der einschlägt. Aber auch den muss ich zu sehen bereit sein … Der Prozess ist also ein Zusammenspiel aus geistiger Bereitschaft – vielleicht ahne ich schon,wo mein Weg des Eigensinns mich hinführen wird. Und einer plötzlichen Erkenntnis – auf die ich mich in gewisser Weise vorbereitet habe. Bis zu diesem Moment kann, darf und sollte ich spielen, mich dem Flow überlassen, innere Kritiker und andere Stimmen ausschalten, mich allein auf mich und meinen Eigensinn konzentrieren. Danach ist der Verstand wieder verstärkt gefragt: Will ich dieses Buchthema wirklich angehen? Macht es für mich ernsthaft Sinn?

Der vielleicht wichtigste Rat, den ich Ihnen geben kann, ist: Lassen Sie sich Zeit!

Und ich will Ihnen auch meine eigenen Erfahrungen nicht vorenthalten: Wo es explizit um Eigensinn geht, habe ich versucht, den Prozess hier zu beschreiben. Wo es um Kreativität geht, endet das „klick“ bei mir immer damit, dass sich mal wieder ein Kreis geschlossen hat. Für mich das absolute Glücksgefühl! Habe ich hier beschrieben.

Kurzfassung für Pinterest

Seit neustem bin ich übrigens auch auf Pinterest sehr aktiv. Dort finden Sie beispielsweise auf diesem Pinboard ein paar Inspirationen von mir und anderen Menschen meines Vertrauens. Thema in diesem Fall: Ich bin Kreativitäts-Dolmetscherin.

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