Die besten Erkenntnisse kommen ja oft ganz unerwartet um die Ecke …. In diesem Fall laborierte ich schon seit Tagen an einem Buchprojekt , bei dem sich alle nur denkbaren Hürden auftaten: Formatierungsprobleme, zerschossenes Layout, inhaltliche Unklarheiten … Alles, was sich nur denken lässt, um einem die Lust am Büchermachen zu nehmen. Zudem hatte ich den Auftrag von einer Kollegin übernommen, den Autor kannte ich kaum. Ich fluchte. Ausgiebig. In dem Moment hätte ich laut aufgelacht, hätte mir jemand was vom notwendigen Vertrauen zwischen Autor und Lektorin, gar von der Liebe zwischen Lektorin und Buch erzählt. Und doch: Genau darum geht es. Und es ist wichtig.

Große Worte, aber wichtig: Respekt. Und gegenseitiges Vertrauen

Zeitgleich kam tredition auf die nette Idee, mich in einem Interview zu porträtieren, nachzulesen hier. Vor allem eine Frage ging mir noch lange nach: „Wie nehmen Sie Autoren die Sorge, dass ihr Text durch eine externe Bearbeitung ‚verfremdet‘ werden könnte?“ Ehrlich gesagt: Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. Bisher ging ich immer davon aus: Wenn wir unsere Zusammenarbeit begonnen haben, vertrauen wir uns gegenseitig – wie soll ich da etwas „verfremden“ können? Oder so was überhaupt wollen? Was ich der Mitarbeiterin von tredition dann zur Antwort gab, stimmt hundertprozentig: „dass ich den allergrößten Wert auf Vielfalt, die Entwicklung dessen, was ich ‚die eigene Stimme‘ nenne und ein netzwerkendes Nebeneinander von Menschen lege, die sich etwas zu erzählen haben“ Und: „Wenn es nicht so pathetisch klänge, würde ich jetzt sogar sagen: Respekt bedeutet mir sehr viel. Und dazu gehört in meinem beruflichen Alltag absolut, dass ich jeden Menschen in seiner Haltung, mit seiner Stimme ohne Wenn und Aber respektiere.“ Nur: Bewusst nachgedacht hatte ich bisher darüber noch nie – zumindest nicht in dieser Ausführlichkeit. Das hole ich jetzt nach. Und stelle fest: Ja, es geht vor allem um gegenseitiges Vertrauen.

Liebe deine Bücher!

Und immer noch fluchte ich über dem Buchprojekt, das mich zu jener Zeit gefangen hielt … Bis mich eines Morgens die völlig unerwartete Erkenntnis traf: „Du liebst dieses Buch einfach nicht genug! Darum geht da alles schief, was nur schiefgehen kann!“ Erst fand ich diesen Gedanken seltsam: Kommt es nicht allein auf die Professionalität meiner Arbeit an? Was zum Teufel soll „Liebe“ damit zu tun haben?! Dann merkte ich – eher widerwillig -: Doch, das stimmt. Genauso, wie ich – aus voller Überzeugung und sehr bewusst – jeder Autorin und jedem Autor Respekt entgegenbringe, sollte ich das auch mit dem Buch, dem Projekt, dem Text tun. Gut, zwischen „Respekt“ und „Liebe“ gibt es noch ein paar nicht unbeträchtliche Unterschiede. Aber meine plötzliche Erkenntnis kam mit dem Wort „Liebe“ an – warum also nicht? Ich lasse mich gern belehren. Vor allem, wenn mir gerade was wie Schuppen von den Augen fällt. Und genauso war es.

Wenn ich also in Zukunft sagen oder denken werde: Autorin/Autor und ich sollten bei der Arbeit an einem Buch zu einem Vertrauensverhältnis finden, wird das miteinschließen, dass ich das Buch, an dem wir gerade arbeiten „zu meinem Ding“ mache. Das war schon immer so. Und nur so hat mir die Arbeit auch immer rundum so viel Spaß gemacht, dass ich wirklich alle Register meiner Professionalität ziehen konnte – und kann. Neu wird sein, dass ich jedes Buch, das ich bearbeite, auch ernsthaft lieben werde. Nehme ich mir einfach vor. Das ist auch gar kein Problem, denn Zeit meines Lebens habe ich Bücher immer schon geliebt. Allerdings eher pauschal. Und das ist Blödsinn. Es geht darum, jedes einzelne Buch zu lieben. Vor allem genau das, an dem ich gerade arbeite. Eigentlich eine ganz einfache Sache. Muss man sich nur erst mal klarmachen.

Vertrauen zwischen Mensch und Buch

Das Vertrauensverhältnis zwischen Autor/in und mir entsteht in der Regel schon beim ersten Gespräch ganz schnell. Wenn nicht, starten wir in aller Regel auch kein gemeinsames Projekt, da spüren im besten Fall beide: „Das passt einfach nicht!“ Genügt aber völlig, wenn nur einer von beiden das Gefühl hat. Dann beginnen wir einfach erst gar keine Kooperation – da passt dann eben eine andere Buchdienstleisterin, an anderer Lektor oder Coach besser. Manchmal kann ich an dieser Stelle auch erfolgreich Kolleg/innen empfehlen – das tue ich sogar sehr gern.

Wichtig war mir hier aber vor allem die Erkenntnis, dass Vertrauen, Respekt und – ja! – Liebe sich nicht nur zwischen Menschen, sondern auch zwischen Buch und Mensch abspielen können, meiner Ansicht nach sogar SOLLTEN. Denn kaum hatte mich dieser Erkenntnis-Blitz getroffen, sah ich mir das Buchprojekt an, das ich so oft verflucht hatte, dachte (ein bisschen schüchtern): „Doch ja, dich hab ich auch lieb!“, da flutschte die Arbeit wie von selbst. Inzwischen ist es ein richtig gutes Buch geworden.

 

 

In eigener Sache

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Die Trilogie des Eigensinns besteht bislang aus zwei Büchern – die sich ohne Probleme auch wunderbar getrennt voneinander lesen lassen. Macht durchaus Sinn, denn sie bilden zwar eine „Familie“, haben aber unterschiedliche Schwerpunkte. In „Mein Kompass ist der Eigensinn“ geht es darum, wie wir Eigensinn erkennen, ihn für uns entwickeln können. Aber auch darum, wo er seine Grundlagen hat, welche Vorbilder ich gefunden habe – und wie er uns helfen kann. Als Kompass zum Beispiel. Oder beim Schreiben von (eigenen) Büchern.
In „Wer schreibt, darf eigensinnig sein“ steht eigentlich schon alles Wichtige im Titel: Es geht um die praktische Realisierung des Schreibens mit Eigensinn, um Kreativität, aber auch um Selfpublishing. Da gibt es jede Menge Praxistipps, Übungen und Beispiele. Aber auch die Spiellust – meiner Ansicht nach ein wichtiges Schreib-Instrument – kommt nicht zu kurz. Zum Beispiel mit dem Selbsttest „Welcher Schreibtyp bin ich eigentlich?“ Der zieht sich – augenzwinkernd bis ernst – durch das ganze Buch.
Beide Bücher auf einen Blick – und auch zum Bestellen – im Shop der Autorenwelt hier. Aber natürlich auch überall sonst, wo es Bücher gibt.


 

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