Erst mal habe mehr als eine Webseite – das hat historische Gründe und zeigt meine Entwicklung als Selbstständige. Von der Texthandwerkerin zur Buchhebamme, über die Beschäftigung mit Selfpublishing zur edition texthandwerk. Und das alles auch noch mit Eigensinn. Eher privat bin ich mit meinem Unruhewerk unterwegs: älter werden und sichtbar bleiben. Da sammle ich aber mittlerweile auch alle Buchtipps.
Doch nur auf texthandwerkerin.de und im Unruhewerk verwende ich den Begriff “Blog”. Und trenne dabei deutlich zwischen „beruflich“ und „privat“. In der edition texthandwerk nenne ich die regelmäßig geposteten Beiträge “Journal”, hier sage ich schlicht Aktuelles. Und dann gibt es noch die Buchhebamme. Die hat zur Zeit sporadisch aktuelle Kurz-Meldungen aus dem Verlags- und Buchbereich, das werde ich aber bald umbauen. Dann wird das meine Bild-Tankstelle für Pinterest.
Inhalt
Vermutlich bin ich ein bisschen verrückt …
Ja, ich höre euch schon: Ist die Frau verrückt geworden?! Fünf Webseiten, und alle noch mehr oder weniger inklusive regelmäßig gepflegter Blogs?!
Vermutlich bin ich wirklich ein bisschen verrückt. Nein, nennen wir es lieber eigensinnig. Denn ich weiß, was ich da tue, was ich da tue. Ich versuche es mal aufzuschlüsseln:
Elf gute Gründe, warum ich blogge
- Meine Zielgruppe sind Menschen, die ein Buch schreiben wollen. Da kann man als Selbstständige nicht mal eben nach Berufen, in Firmen, mit Hilfe von Lieblingsmarken und anderen Parametern auf die Suche nach Kund:innen gehen, wie die gängigen Marketingstrategien das empfehlen. Menschen, die Bücher schreiben wollen, gibt es einfach überall.
- Als Solo-Selbstständige habe ich kein Werbebudget, sondern lebe vor allem von Empfehlungen, guten Netzwerken und meiner Sichtbarkeit – die hoffentlich ein bisschen “anders” ist.
- Ohne Werbebudget ist mein wichtigstes Auffindkriterium alles, was google ausspuckt.
- Und die hundertprozentig für mich richtige SocialMediaPlattform habe ich noch immer nicht gefunden … Obwohl ich da durchaus aktiv bin. Warum das zwischen uns nicht so doll läuft, ist mir völlig klar: Ich habe schlicht keine Lust auf aggressive Eigenwerbung. Und so versammle ich da lieber Menschen um mich, die mir sympathisch sind, nicht selten Ähnliches tun wie ich, aber nicht unbedingt auf der Suche nach meinen Dienstleistungen sind. Aus dieser Sympathie entsteht viel Wertvolles: tatsächlich einige “echte” Freundschaften, nicht selten eine Empfehlung. Und sehr oft lerne ich etwas, bekomme Einblicke in fremde Welten, verstehe Zusammenhänge plötzlich neu oder reiche auch mal Empfehlungen an und für andere weiter … Netzwerk eben. Darum möchte ich diese Plattformen als Treffpunkte nicht missen.
- Allerdings habe ich da eine eiserne Regel: Die Inhalte, die bei Facebook, twitter (zunehmend weniger …), Xing und Linkedin landen, kommen zu mindestens 85 Prozent aus meinen Blogs. Denn das sind MEINE Inhalte. Und sollen es auch bleiben.
- Sprich: Meine Blogbeiträge sind Dreh- und Angelpunkt meiner Arbeit. Da packe ich Hashtags und Stichworte rein, manchmal SEO-konform, manchmal eher “aus dem Bauch raus”. Das tue ich regelmäßig. Und werde darüber auch recht zuverlässig bei google gefunden.
7. Unabhängigkeit, Kreativität: Blogs haben sehr viel Potenzial!
Inzwischen bilde ich mit meinen fünf Blogs also mein eigenes kleines Netzwerk, führe sozusagen ständig Gespräche in und mit meinen unterschiedlichen Arbeitsbereichen. Die sich dennoch an vielen Stellen berühren. Darum werden auch schon mal Beiträge von Webseite zu Webseite weitergereicht, umgeschrieben, verlinkt … Das finde ich praktisch, es gibt mir das Gefühl von Unabhängigkeit. Da mache ich mir meine Regeln selbst. Fühlt sich richtig an. Ich muss nicht jeden Beitrag neu schreiben, kann vieles variieren und folge dennoch ziemlich konsequent meinem „Roten Faden“, bleibe bei mir und meinen Themen. Damit zeigt sich auch schon einiges von dem kreativen Potenzial, das in Blogs steckt. Oder meiner Ansicht nach stecken sollte
8. Netzwerken
Aber natürlich will ich in und mit meinen Blogs nicht ständig nur Selbstgespräche führen … Mir geht es auch darum, ein Netzwerk interessierter Menschen aufzubauen. Darum starte ich immer mal wieder eigene Blogparaden – oder nehme daran teil. Zuletzt beispielsweise #eigensinnigschreiben. (Wer mehr wissen möchte: Hier und hier.) Der Name sagt es ja schon: ohne eigenen Blog wäre das unmöglich. Was schade wäre. Denn durch solche Aktionen entwickeln sich oft stabile Beziehungen, geht es doch idealerweise um genau die Themen, die uns gemeinsam umtreiben, über die wir uns austauschen wollen. Das ist mit Blogaktionen gezielter und zeitlich begrenzt möglich. Im Gegensatz zu Gruppen in diversen SoMe-Kanälen, die ähnliche Funktionen haben können. Bei denen ich aber mehr oder weniger ständig präsent sein muss – nein, danke, das schaffe ich zeitlich dann doch nicht!
9. Wer bin ich? Viele und doch nur eine!
Ich bin Schreibcoach und Buchhebamme, Lektorin und Texterin. Für all das ist gegenseitiges Vertrauen unabdingbar. Darum ist ein wichtiges Ziel meiner Blogbeiträge immer auch: Interessent:innen sollen sehen, mit wem sie es zu tun bekommen, wenn sie mich beauftragen.
Selbstständige Anbieter:innen mit ähnlichen Angeboten gibt es einige. Da könnte ich schnell untergehen … Darum bin ich froh, dass ich mit dem Eigensinn DAS Unterscheidungsmerkmal gefunden habe, das mich ausmacht. Von anderen unterscheidet. Außerdem trennt sich damit auch manche “Spreu vom Weizen”. Das ist mir wichtig. Denn wenn zwei Menschen gemeinsam an etwas so Aufwändigem wie einem Buch arbeiten, muss die Chemie stimmen. Sonst wird das nichts. Manche Blogbeiträge schreibe ich wirklich mit der gezielten Intention, zu signalisieren, wer zu mir passen könnte. Und wer nicht.
10. Blog-Ziele dürfen auch persönlich sein
Am weitesten von all meinen anderen Webseiten ist das Unruhewerk entfernt. Hier bin ich oft so persönlich, dass ich das nicht woanders veröffentlichen mag – und damit meine ich vor allem Kanäle wie Facebook. In meinem persönlichen Blog kenne ich viele Leser:innen, hier ist es vertraut.
Und da verfolge ich auch noch ein weiteres Ziel: Ich möchte das Bloggen von Menschen 50plus sichtbarer machen. Da gibt es durchaus Schnittstellen zu meiner Arbeit und meinen anderen Webseiten: Menschen 50plus wollen durchaus auch oft Bücher schreiben – vielleicht sogar ein bisschen häufiger als andere. Wenn es ums Schreiben geht, kann ich stellenweise inhaltlich ans Bloggen anknüpfen. Tue ich nicht allzu oft, macht nicht immer Sinn. Auch darum ist mir die Trennung der Blogs so wichtig: Bei manchen Themen denke ich: „Das bleibt jetzt aber bitte unter uns“. Bei anderen weiß ich: Das hat auch berufliche Relevanz. Und oft liegt es irgendwo dazwischen. Dann habe ich mit meinen fünf Blogs die Chance, abzuwägen.
Buchrezensionen sind ein weiteres “Bindeglied”. Das funktioniert gut. Ist aber natürlich irrsinnig viel Arbeit … Die ich mir nie machen würde, wenn ich Bücher nicht so lieben würde, wie ich es tue.
11. Die Erfolgsgeschichte
Ja, die #blogs50plus! Die sind mir wichtig. Da ist eine Community entstanden – als Uschi Ronnenberg auf meine reich kommentierte Blogroll stieß, die ich vor rund sechs Jahren noch im Unruhewerk stehen hatte. Damals hatte ich mich gefragt: „Ja bin ich denn die Einzige, die mit 50 Jahren und mehr bloggt?!“ Das ist lange her, die Blogroll ist inzwischen überflüssig geworden, aber sie hat den alles entscheidenden Anstoß gegeben, damit eine Gemeinschaft älterer Blogger:innen entstehen konnte. Uschi ist die treibende Kraft bei allem, was technisch, grafisch und organisatorisch zu tun ist. Also eigentlich bei allem. (Denn das war und bleibt meine Crux: Ich arbeite vor allem mit Inhalten.) Darum bettreibt sie die Plattform mittlerweile alleine – hat sich so ergeben.
Festzuhalten bleibt: Ohne Blog wäre es dazu nie gekommen. Momentan sind es rund 350 Blogs, die sich dort versammeln. Keine 60-Jährige Bloggerin, kein 70-Jähriger Blogger (ja, die gibt es!) muss sich länger fragen: “Ja, bin ich denn der einzige Mensch in diesem Alter, der bloggt?!” Es gibt Kooperationen, es gab Vor-Ort-Treffen und Verabredungen. Ich finde: Das ist eine echte Erfolgsgeschichte! Wir waren damit sogar als „Menschenvernetzer“ zum Orbanism-Award auf der Frankfurter Buchmesse 2017 nominiert!
Mein Fazit
Gäbe es keine Blogs, müssten sie erfunden werden. Und zwar nur für mich. Denn ohne Blogs gäbe es für mich im Internet kein – unabhängiges! – Überleben. Dass mir das so wichtig ist, hat durchaus auch etwas mit Eigensinn zu tun …
In eigener Sache
Die Trilogie des Eigensinns besteht bislang aus zwei Büchern – die sich ohne Probleme auch wunderbar getrennt voneinander lesen lassen. Macht durchaus Sinn, denn sie bilden zwar eine „Familie“, haben aber unterschiedliche Schwerpunkte. In „Mein Kompass ist der Eigensinn“ geht es darum, wie wir Eigensinn erkennen, ihn für uns entwickeln können. Aber auch darum, wo er seine Grundlagen hat, welche Vorbilder ich gefunden habe – und wie er uns helfen kann. Als Kompass zum Beispiel. Oder beim Schreiben von (eigenen) Büchern.
In „Wer schreibt, darf eigensinnig sein“ steht eigentlich schon alles Wichtige im Titel: Es geht um die praktische Realisierung des Schreibens mit Eigensinn, um Kreativität, aber auch um Selfpublishing. Da gibt es jede Menge Praxistipps, Übungen und Beispiele. Aber auch die Spiellust – meiner Ansicht nach ein wichtiges Schreib-Instrument – kommt nicht zu kurz. Zum Beispiel mit dem Selbsttest „Welcher Schreibtyp bin ich eigentlich?“ Der zieht sich – augenzwinkernd bis ernst – durch das ganze Buch.
Beide Bücher auf einen Blick – und auch zum Bestellen – im Shop der Autorenwelt hier. Aber natürlich auch überall sonst, wo es Bücher gibt.