Die Krimiautorin Ingrid Noll hat ihren ganz eigenen, eher lakonischen Stil. Und eine ganz eigene Weltsicht. In der müssen – vor allem Frauen – immer genau das tun, was sie dann tun. Und das hinterlässt nicht selten völlig ungeplant Tote. Das hat zugleich etwas fast Flapsiges,  aber immer auch Ernstes – „Menschengeschichten“ eben. Die wir mehr oder weniger alle gemeinsam haben. Auch, wenn wir uns das eher selten eingestehen wollen. Welche Frau gibt schon gerne zu, dass jederzeit auch eine Mörderin aus ihr hätte werden können – oder noch werden könnte?!

Meiner Ansicht nach ist das die Weltsicht einer Frau, die schon so viel erlebt hat, dass sie jetzt einfach sagt: „Mir doch egal, was ihr davon haltet!“ Damit ist sie so unglaublich souverän, dass man ihr schwerlich böse sein kann. Selbst eingefleischte Krimifans nehmen ihr offensichtlich nicht übel, dass man in ihren Büchern immer genau weiß: Wer war die Täterin? Nicht selten erzählt die ja selbst haarklein, wie und warum sie mordet …
Dazu kommt: Beim Lesen glaube ich manchmal, Frau Noll vor sich hinkichern zu hören … Mit anderen Worten: Ich bin  sicher, dass ihr großen Spaß macht, was sie da tut. Das ist einerseits ansteckend. Andererseits vermittelt mir die Autorin damit: „Ich bin in meiner eigenen Welt. Da bin ich ganz unabhängig und tue/schreibe, was ich will.“

Dieser Text ist ein Auszug aus den etwas ausführlicheren Gedanken, die ich mir in meinem privaten Blog „Das Unruhewerk – älter werden und sichtbar bleiben“ zu Ingrid Noll gemacht habe. Titel: Älterwerden, Eigensinn & Schreiben? Passt! Beispiel Ingrid Noll.

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