An anderer Stelle habe ich ja schon davon berichtet, wie es dazu kam, dass ich den dritten Band meiner Trilogie des Eigensinns statt „Eigensinn verbindet“ nun doch lieber schlicht „Gelebter Eigensinn“ genannt habe. Ein entscheidender Punkt dabei war meine eigene Entwicklung in der Zeit des Schreibens, die Corona-Zeit und andere Unwägbarkeiten inklusive. Nachzulesen als Gastbeitrag im Blog von Evelyn Kuttig hier. Kurz gesagt: Der Konflikt, der mich eine ganze Weile beschäftigt hat, entstand zwischen meinem eigenen Leben und dem, was ich ursprünglich unter „Eigensinn verbindet“ als Utopie unserer kollektiven Realität in den Blick nehmen wollte.

Bis zu welchem Punkt sind Utopien möglich?

Zwischen den Stichworten „kollektives Leben“ und dem „eigenen Leben“ liegen ganze Welten. Für mich jedenfalls. Und auch fast alle Fragen, mit denen ich mich momentan beschäftige – Alter hin oder her. Bei mir geht es um den Eigensinn. Den habe ich untersucht, beschrieben und von sehr vielen Seiten betrachtet. Dann trieb mich der Gedanke um, dass Eigensinn uns ja auch verbinden kann. Das sollte eigentlich der Titel von Band drei meiner Eigensinns-Trilogie werden. Vor kurzem habe ich – gerade noch rechtzeitig – bemerkt, dass ich damit nichts als meine eigene Hoffnung beschreibe. Gesellschaftliche Analysen zu machen, dazu sehe ich mich nicht in der Lage ….

Natürlich können – und sollen! – Bücher auch Utopien beschreiben. Und zu meinem Eigensinn gehört definitiv ein riesiges Utopie-Reservoir. Dazu stehe ich, gar keine Frage. Aber als Buchtitel?! Ich habe gemerkt: Da müsste ich einiges ziemlich gewaltsam „hinbiegen“ – und das kommt nicht in Frage! Darum ist mein Arbeitstitel jetzt „Gelebter Eigensinn“. Und „Eigensinn verbindet“ wird eins von mehreren Kapiteln.

Dass dazu unbedingt auch Vielfalt gehört, fand und finde ich selbstverständlich …

Gelebter Eigensinn, Buchcover

Vielfalt: Älterwerden und alle Stimmen ernst nehmen

Damit sind wir bei einem Blogbeitrag von Lisa Frohn – ich kenne sie über die Plattform der Blogs50plus, schätze sie aber vor allem auch als Autorin. Auch sie gehört zu den eigensinnigen Menschen, darum kam sie bereits in Band eins meiner Trilogie des Eigensinns zu Wort …  Alles, was ich über sie schreiben wollte, habe ich in meinem Privatblog, dem Unruhwerk, getan. Denn da wie dort geht es um das Älterwerden.

Lisa Frohn kennt viele Themen, beispielsweise beschäftigte sie sich mit der Frage: Was machen ältere Menschen eigentlich mit all ihrem Wissen und Können, wenn sie älter werden?! Gute Frage! Und Lisa lässt nie schnell locker, das habe ich schon mehr als einmal erlebt. Sie möchte wissen, in die Tiefe gehen – allein das finde ich schon mehr als anziehend. Und: Wer so arbeitet, sollte sich unbedingt auch die Frage stellen: Wie gehe ich mit der Vielfalt um? Welchen Stellenwert hat sie für mich?

Es zeigte sich, dass Lisas Projekt der Vielfalt einen ebenso großen Stellenwert einräumt, wie ich das in „Gelebter Eigensinn“ getan habe: einen sehr großen. Was bei mir allerdings „nur“ 15 Menschen sind, die in meinem Buch zu Wort kommen, sind bei Lisa inzwischen weit mehr …. Aber Zahlen haben mich noch nie sonderlich interessiert.

„Ich will Vielfalt zeigen!“

In dem schon erwähnten Blogbeitrag schrieb Lisa Frohn: „Natürlich denke ich darüber nach, was ich mit meinen Fragen und den Antworten eigentlich zeigen will. Und da fällt mir ein: Vielfalt. Ich will Vielfalt zeigen. Genauer gesagt, ich will meinen Beitrag dazu zu leisten, dass Vielfalt sichtbar wird. Dieselbe Frage an viele verschiedene Menschen zu stellen, bringt viele verschiedene Antworten hervor. Und keine davon ist richtig und keine ist falsch. Alle haben Gültigkeit und sind für die antwortende Person das, was im Moment wahr ist.

Soziale Vielfalt hat auch immer den Aspekt der sozialen Schönheit, ein Konzept von Joseph Beuys, dessen Gedanken zur sozialen Skulptur mir seit vielen Jahren eine Inspiration sind.“

Danke, Lisa! Das ist es! (Quelle hier).

Ich glaube, mindestens drei Dinge haben Lisa und ich gemeinsam:

  1. Wir wollen Dinge in einen größeren Kontext stellen, Vielfalt zeigen und Menschen eine Stimme geben – ohne dabei in irgendeiner Form einzugreifen. Das Zitat stammt aus ihrem großartigen Projekt, Frauen und Männern über 65 die Frage zu stellen. „Was machst du mit deinem Wissen und Können?“, lautet dabei die stets wiederkehrende Frage. Nachzulesen in ihrem Blog mit dem schönen Titel Werkstatt für Miteinander
  2. Wir wissen – nicht zuletzt aus eigener Erfahrung, dass mit dem Älterwerden so vieles entsteht, sich neu entwickelt oder aus fast vergessenen Winkeln ausgegraben werden kann, was viele Menschen, die noch jünger sind, oft gar nicht erst vermuten … Eigensinn gehört aus meiner Sicht dazu.
  3. Wir glauben an die Kraft des Miteinander, dessen Schönheit und sozusagen ihm innewohnenden sozialen Aspekts. Beide denken wir dabei sofort an Joseph Beuys – der wiederum in meinem dritten Band der Trilogie des Eigensinns genau mit diesem Blick auf die kleine „Lücke“ zwischen Kunst, Eigensinn und sozialem Leben vorkommt. In Lisas Worten klingt das so: „Soziale Vielfalt hat auch immer den Aspekt der sozialen Schönheit, ein Konzept von Joseph Beuys, dessen Gedanken zur sozialen Skulptur mir seit vielen Jahren eine Inspiration sind.“

Was denkt ihr? Sind das leb-bare Utopien? Oder eher nicht? Habt ihre Fragen zu alldem? Würde mich sehr freuen …


In eigener Sache

Wer mich, meine Gedanken und auch meine Arbeitsweise besser kennenlernen möchte, dem empfehle ich die Trilogie des Eigensinns. Alle Bücher lassen sich gut getrennt voneinander lesen, bauen aber auch aufeinander auf – je nach inhaltlichem Interesse.

In „Mein Kompass ist der Eigensinn“ geht es darum, wie wir Eigensinn erkennen, ihn für uns entwickeln können. Aber auch darum, wo er seine Grundlagen hat, welche Vorbilder ich gefunden habe – und wie er uns helfen kann. Als Kompass zum Beispiel. Oder beim Schreiben von (eigenen) Büchern.

In „Wer schreibt, darf eigensinnig sein“ steht eigentlich schon alles Wichtige im Titel: Es geht um die praktische Realisierung des Schreibens mit Eigensinn, um Kreativität, aber auch um Selfpublishing. Da gibt es jede Menge Praxistipps, Übungen und Beispiele. Aber auch die Spiellust – meiner Ansicht nach ein wichtiges Schreib-Instrument – kommt nicht zu kurz.

„Gelebter Eigensinn“ ist das lebendigste der drei Bücher: Völlig unterschiedliche Lebensentwürfe, Themen und Ansichten, die alle nur eines ein: Sie sind eigensinnig. Es geht um Kunst, Mode, Ökologie und ein Autorennetzwerk, ein komplett plastikfreies, handgebundenes Buch, KI, Punk, Kühe, die documenta, Abfallvermeidung, das Älterwerden, Jobwechsel, Mut, Ekstase und Verantwortung, Glück und Coaching, höchst Individuelles und Gemeinschaftliches.

Alle Bücher auf einen Blick – und auch zum Bestellen – im Shop der Autorenwelt hier. Aber natürlich auch überall sonst, wo es Bücher gibt.

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