Annette Mertens ist Systemischer und Avance Coach, Diplom-Sozialarbeiterin, Bloggerin, Schuldnerberaterin und Verwaltungsfachangestellte, außerdem qualifizierte Hospiz- und Sterbebegleiterin. Mit diesen Worten habe ich sie für mein Buch Gelebter Eigensinn vorgestellt … Doch das geht auch ganz anders. Dazu gleich noch mehr.

Seit 2014 hat Annette einen Blog, der Ruhrköpfe heißt. Allein der Name gefiel mir schon sehr gut. Beim Lesen stelle ich fest, dass in den kompakten Porträts häufig von „krummen Lebenswegen“ die Rede ist. Da werde ich hellhörig: Könnte die Aufmerksamkeit für „krumme Lebenswege“ nicht auch Eigensinn beinhalten?

So begann alles. Wir haben miteinander telefoniert – es wurden lange, intensive Gespräche. Daraus entstand das, was Annette jetzt in meinem Buch Gelebter Eigensinn zu ihrem Weg des Eigensinns erzählt. Und das war einiges … Oft ganz praktische Dinge wie vom Nutzen des Flippern-Könnens in völlig anderen Lebensbereichen, Laufen, Fahrradfahren, Inlinern, Wandern – und Motorradfahren, die Natur oder Yoga – niemals in Gruppen!

Coaching, die Ruhrköpfe und der Eigensinn

Am meisten aber hat sie mich wohl mit dem Satz überrascht, dass sie als Systemischer Coach regelrecht eigensinnig sein MÜSSE. Hier ein Auszug aus dem, was sie dazu sagt: „Ein Systemischer Coach hat ja nicht nur die einzelne Person, sondern – je nach Fragestellung/Auftrag – meist dessen gesamtes System aus Arbeit, Familie, Freunde, Hobbys und so weiter im Blick. Durch meinen eigensinnigen Blick von außen bin ich imstande, emotional distanziert zu bleiben, mich also nicht mit meinen Kunden und Kundinnen zu identifizieren, sondern eine wohlwollend-kritische und dabei nicht wertende Position einzunehmen.“

Bingo! Danke dafür, Annette! Denn genau das treibt auch mich als eigensinnige Lektorin immer wieder um. Und jedes Mal wieder bin ich dem Eigensinn dann für seine Kraft dankbar. Diese Kraft spüre dann in der Regel nicht nur ich, sondern auch meine Kund:innen – das dürfte bei Annette nicht anders sein.

„Es klemmt nicht mehr, sondern fühlt sich frei und richtig an“

Und genau hier möchte ich noch das ergänzen, was sie im „Über mich“ ihrer Ruhrköpfe schreibt: „Systemischer Coach + Dipl.-Soz.-Arb. – motorradbegeisterte (Reiseberichts-)Autorin und Dortmunderin. Als Systemischer Coach begegne ich Persönlichkeiten, die zeitweilig gefühlt in einer Sackgasse stecken – sie sind beruflich oder privat unzufrieden. In meinem Blog „Ruhrköpfe“ stelle ich dir Menschen aus meiner Region vor, die sich auch mit alltäglichen Dingen auseinandersetzen müssen, doch eins haben sie gemeinsam: Sie sind zufrieden. Sie haben sich auf ihren ganz individuellen Weg gemacht – lebendig, offen, voller Freude und Neugier auf jeden Moment. Ich möchte dich mit ihren Geschichten inspirieren. Falls du dir dabei professionelle Unterstützung wünschst, kannst du mich gerne als Systemischer Coach buchen und wir erarbeiten zusammen Schritt für Schritt deinen individuellen Weg.“

Für mich ein weiteres „Bingo!“ Denn den Aspekt der Individualität werde ich ich ebenfalls nie müde zu betonen …

Das Thema Eigensinn aber hat auch bei den Leserinnen und Lesern der Ruhrköpfe ganz schön hohe Wellen geschlagen … Da fragt Annette einfach nur: „Wie eigensinnig bist du?“ Nachzulesen hier. Darauf kommen recht viele Reaktionen – ziemlich engagiert, wie ich finde … Am spannendsten wird die Diskussion, als die Frage aufkommt: „Eigensinn oder Gemeinschaftssinn?“ Wer sich ein wenig mit dem Eigensinn beschäftigt, merkt recht schnell, dass das alles andere als ein Gegensatz sein muss. Wer aber nur das Wort Eigensinn hört und „aus dem Bauch raus“ sofort „Gemeinschaftssinn“ in den Ring wirft, dürfte nicht allzu weit von der Erkenntnis entfernt sein, dass die beiden Dinge miteinander zu tun haben. Da wird dieses „Böse-Wort-Image“ von Eigensinn auch ganz schnell hinfällig. Finde ich toll!

Annettes Beitrag in meinem Buch steht für mich für die große Offenheit, mit der sie gelernt hat, Dinge auf sich zukommen zu lassen. So erzählt sie beispielweise, sie hätte sich – bevor sie ihren Eigensinn entdeckt hat – viel zu oft  „in die jeweiligen gesellschaftlichen, beruflichen Gegebenheiten und Zwänge eingefügt. Das klemmte oft wie ein zu enges Paar Schuhe und machte mich immer unzufriedener. Heute tue ich mir das nicht mehr an und nach anfänglichen Ruckeleien und äußeren wie inneren Widerständen fügen sich inzwischen die Teile meines Lebens(-bildes) wie zu einem Puzzle zusammen. Es klemmt nicht mehr, sondern fühlt sich frei und richtig an. Ganz im Sinne des Tao/Dao ergeben sich inzwischen viele Dinge, wie zum Beispiel die Begegnung mit deinen Büchern und das Interview hier.“

Genau so: Eigensinn verbindet uns. Ich habe es doch geahnt … Und er ist hilfreich.

Noch mal tausend Dank für deine Kooperation, liebe Annette!

Und wer darüber nachdenkt, sie als Coach zu buchen: Hier geht’s lang.


 

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